Salzburger Leben: Würstelstand
Juli. Später Nachmittag, früher Abend.
Die Hitze des Tages war fast verflogen, die Verkäuferin des Würstelstandes am Universitätsplatz ist schon dabei alles für den Feierabend
vorzubereiten, kehrt die Brösel aus dem Inneren ihrer Verkaufs Bude.
Graue Tauben picken die Brösel auf, grau, was sage ich, eine Marmor-Farbene ist ja auch dabei, ob sie sich ihrer Farbe bewußt
ist? Wenn ja, denke ich, wär's ihr "Wurscht", versteht sich von selbst, immerhin arbeitet sie ja an einem "Wurschtstand" !
Die Sonne senkt sich ab, verschwindet allmählich hinter dem Mönchsberg, erlösende Schatten schmiegen sich, in bevorzugte Winkel des Platzes,
wie mit Tuschepinsel gepinselt, zb. über die, auf den Asphalt ausgelagerten Tische und Schirme, eines sich im Erdgeschoß einer der barocken Bürgerhäuser befindlichen Café
( unweit der Rückseite von Mozarts Geburtshaus ).
Glücklich die, die hier sitzend ausgeharrt sind, als noch Sonnenregentschaft angesagt war, nicht aufgebend, der Hitze trotzend,
um jetzt einen exklusiven Schattenplatz zu erben ....
Aber die Schattengerechtigkeit breitet sich um so mehr aus, je tiefer die Sonne im Westen einsitzt…
Festspielgäste im Smoking und Abendkleid wirken beinahe unwirklich, im ihrem festlichen Gewand, in dieser trivialen Umgebung hier am
"Wiaschtlstond" Würstelstand, wie Figuren aus einem Film! Die Herren, normalerweise von gerade mal durchschnittlichem Wiedererkennungswert, wirken beinahe mondän, elegant,
extraordinär, millionär.
Ansonsten unauffällige Frauen, glänzen im Glitzerkleid, milchfarbene Busenhöcker kuscheln sich erotisch glibbernd wie kleine Kitze im
eleganten Dekolleté.
An der Theke; mit der schmalen ca. 20 cm ausklappbaren breiten Auflagefläche , worauf man seinen kleinen Kartonteller mit
Würstel und Senf abstellen kann, wo darüber aufgereiht : Angebotene Getränke, Bier, Radler, Almdudler, Frucade, Fanta, Cola ect. in einer Reihe paradierten, etwas
dahinter, Senf-Plastik Kübel, Süß und Scharf, mit der praktischen Senfpumpe versteht sich, etwas noch weiter dahinter, fast darunter, schon im Inneren, das Herzstück des Standes, der
gasbefeuerte Wasserbehälter, in dem Frankfurter oder Debrecziner, Krainer , Waldviertler , Puszta-Krainer (Scharf !), frische Kaskrainer, Burenwurst, Lange Scharfe (fein
und würzig), Bockwurst (grob & mager), Münchner (Weißwürstl), langsam im heißen aber nicht kochenden Wasser vor sich hin ziehen...
Hier stehen die Verkleideten, ihre längliche "Heisse" Köstlichkeit in der Hand haltend, gleichzeitig kauend und redend, in
bewußt vornehmen Auf und Ab Bewegungen der Hand, das Würstel in scharfen oder süßen Senf tauchen, zum Mund führen, um es dort mit finalen Biss, knackend zu
kürzen...
Eine letzte Stärkung vor der Festspiel Aufführung , die sie erwartet, wo sie nicht wissen was sie
erwartet...
Spätesten nach dem konsumieren der nächsten "Kultur am Montag" Sendung im ORF werden sie es wissen !
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peter schwarzbauer (Sonntag, 05 Januar 2025 20:07)
Ganz lustig